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Lese- und Schreibfähigkeiten von zweisprachigen Kindern

Primarschule Zweisprachigkeit SIS Zürich-Wollishofen Primarschule/Grundschule

Wie der bilinguale Schriftspracherwerb umgesetzt wird, welche Chancen und Herausforderungen er mit sich bringt und wie Lehrpersonen mit diesen umgehen, wird im folgenden Artikel beispielhaft erläutert.

Kinder erwerben die Schriftsprache an der SIS Swiss International School auf ähnliche Weise wie an monolingualen Schulen. Die Lehrpersonen wenden dabei die didaktischen Methoden der Sprache Deutsch oder Englisch an, um ihnen das Lesen und Schreiben zu vermitteln.

In beiden Sprachen wird beispielsweise die Anlauttabelle (engl. phonical sound sheets) sehr früh eingeführt und eingesetzt, welche die Kinder als Hilfsmittel zum selbstständigen Schreiben nutzen. Dabei lernen sie das Lesen durch das Schreiben, indem sie die Laute zu Wortketten zusammensetzen (wie z.B. «c-a-t» für cat oder «F-r-eu-n-d» für Freund). Im englischsprachigen Unterricht werden die Wörter Laut für Laut zusammengeführt (wie z.B. «d-o-g» für dog) und gelesen wohingegen im deutschsprachigen Unterricht zunächst Reime untersucht und Wortsilben geschwungen werden. Im Englischen werden ebenfalls von Anfang an besondere Wörter («tricky words») wie to oder the eingeführt, da sie sehr häufig genutzt werden und ihre Aussprache nicht dem alphabetischen Prinzip entsprechen. Dies wird im Fach Deutsch hingegen erst im zweiten Schuljahr mithilfe von sogenannten «Merkwörtern» thematisiert.

Was sind die Chancen und Herausforderungen, wenn Kinder das Lesen und Schreiben in zwei Sprachen gleichzeitig lernen? An der SIS bekommen die Kinder die Möglichkeit ihr Sprachrepertoire zu erweitern, da sie das Lesen und Schreiben auf muttersprachlichem Niveau auf Deutsch und Englisch erlernen. Dies kann sich ebenfalls positiv auf ihre allgemeine Leistung auswirken, da sie von Anfang an daran gewöhnt werden, Verknüpfungen zwischen beiden Sprachen herzustellen. Zusätzlich entwickeln sie eine Aufgeschlossenheit sowie ein tiefes Verständnis gegenüber anderen Sprachen und Sprachstrukturen.

 

Der bilinguale Schriftspracherwerb bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich, da die Kinder zwei Sprachen gleichzeitig erwerben. Insbesondere spielt das Zeitmanagement eine bedeutende Rolle. Lehrpersonen müssen sehr eng miteinander arbeiten und den Unterricht so aufbauen, dass sich die Themen möglichst gut ergänzen.

 

Des Weiteren kann es auch zu Sprachmischungen kommen, wenn Kinder die gelernten Strategien in einer Sprache auf die andere Sprache übertragen. Solche Sprachmischungen, wie zum Beispiel die falsche Phonem-Graphem-Zuordnung («e» wird auf Englisch z.B. anders ausgesprochen als auf Deutsch) oder fehlerhafte grammatikalische Satzbildungen sind im Anfangsunterricht des Schriftspracherwerbs üblich. Als Lehrperson ist es sehr bedeutsam auf die Sprachfehler einzugehen und die Kinder über die Regeln des jeweiligen Schriftsystems zu informieren. Diese Fehler sind zugleich sehr wertvoll, da die Kinder dadurch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Sprachen vertieft thematisieren können.

 

 

Déborah Nguyen, Klassenlehrperson 1. Klasse, SIS Zürich-Wollishofen